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Planet B

Umweltschutz-Themen sind omnipräsent und zurecht in aller Munde. Das Wort „Klimawandel“ scheint vor allem bei der Generation Z ein Lieblingswort geworden zu sein. Sie zeigen mit dem Mahnfinger auf Plastikflaschen und waschen ihre Haare neuerdings mit Seife. Sich vegetarisch oder vegan zu ernähren; das ist der neuste Shit. Kleider aus der Brocki sind angesagter denn je und überhaupt kauft man gerne Secondhand-Ware, weil man soll ja den Abfall reduzieren. Ach ja, und wer den Netflix-Film „Seaspiracy“ gesehen hat weiss auch, dass ab sofort nicht nur auf Fleisch sondern auch auf Fisch verzichtet wird.

Ich mag es wirklich, wenn sich Menschen über die Zukunft unseres Planeten Gedanken machen. Das ist bitter nötig. Und das sollten junge wie alte Menschen gleichermassen tun. Und ja, ihr ahnt es bereits, jetzt kommt das Aber…

Gehört das Entsorgen des eigenen Abfalls an einem schönen Waldplatz oder einem öffentlichen Grillplatz nicht auch zum Umweltschutz? Und warum liegen eigentlich immer wieder überall benutzte Masken auf dem Boden herum? Blutgetränkte o.b.‘s gehören nicht auf den Boden einer öffentlichen Dusche. Das hat nicht nur mit Umweltschutz zu tun, sondern auch mit Anstand. Und wer seine leergetrunkene Flasche in die nächste Matte oder den Abfallsack vom MC Donalds aus dem fahrenden Auto direkt in den Wald wirft, dem ist einfach wirklich nicht mehr zu helfen. Dies mögen alles nur Kleinigkeiten sein. Vielleicht sogar Einzelfälle. Aber wie sagt man so schön: Grosse Ziele erreicht man, indem man viele kleine Schritte geht. Denn eines steht fest: „Planet B“ gibt es nicht.

Jetzt könnte man also meinen, die „Generation Z“ bestünde vor allem aus „umwelttechnischen Gutmenschen“. Und Greta geht allen voran (ich mag Greta!). Menschen also, die sich vollumfänglich für die Umwelt einsetzen und nun endlich dafür sorgen, dass unsere Welt wieder besser und gesünder wird. So wichtig, imfall. Nun habe ich aber trotzdem noch ein paar Fragen an all diese Gutmenschen (auch die, die älter sind als Gen. Z): Ihr benutzt aber nicht öppe ein Handy, oder? Der tägliche Gebrauch von Smartphones, Tablets und co. eines typischen Schweizer Jugendlichen belastet die Umwelt ebenso wie eine Autofahrt von 3.2 Kilometern (Ursprung: Wirtschaftswoche). Oder fliegt ihr immer noch um die halbe Welt um die schönsten Strandfotos auf Insta, Snapchat oder Twitter zu posten? Ai-ai-ai *mit dem Zeigefinger rumfuchtel* Da scheint mir noch ein Vergleich nötig: Mit einem Urlaubsflug nach Teneriffa wird das Klima ähnlich stark geschädigt wie durch ein Jahr Autofahren. Das sage imfall nicht ich, das sagt «Nabu»; der Naturschutzbund Deutschland. Ach ja, und wenn wir schon dabei sind: Laut der Weltgesundheitsorganisation stellt «Luftverschmutzung» inzwischen das weltweit größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko dar. Legen wir noch einen drauf: Die Lungenliga erklärt auf ihrer Website, dass rauchen nicht nur der Lunge schadet, sondern eben auch der Umwelt. Apropos: Zigarettenstummeln oder gedrehte Tüten auf den Boden oder ins Wasser werfen? Umweltfreundlich? Really? Und nein, das macht das Haare waschen mit einer Seife imfall nicht wett. Aber ja, es ist ein Anfang und jeder Anfang ist wichtig!

Warum ich diese Provokationen hier alle niederschreibe, hat einen einfachen Grund: Alle die derzeit so laut bellen und auf andere zeigen, sollen sich doch bitte mal selbst an der Nase nehmen. Ich zum Beispiel kann nicht auf mein Handy verzichten, brauche aber auch nicht jährlich das neuste Modell. Das Auto ist unbestritten halt einfach mega praktisch, für kurze Strecken nehme ich aber wenn immer möglich das Fahrrad. Und Urlaub im Ausland liegt mir zu sehr am Herzen, als dass ich versprechen könnte nie mehr zu fliegen. Das heisst also zusammengefasst: Ich tue einiges für die Umwelt, aber es gibt natürlich immer und bei allem Luft nach oben. Und das wiederum heisst: Es gibt mir nicht das Recht auf andere zu zeigen, die ihre Plastikflasche noch immer in der Dusche stehen haben oder jene, die gerne und genussvoll Fleisch essen. Apropos: Das Fleisch vom Bauer direkt nebenan zu kaufen ist äuä umweltschonender als der importierte Tofu aus Thailand… aber ig wott ja nüt gseit ha.

Am Schluss sollte es uns aber nicht hauptsächlich darum gehen, einen Schuldigen zu finden. Viel wichtiger ist, dass wir immer wieder lernen und es dann besser machen. Und zwar wir alle. Und da hilft es enorm, wenn sich jeder bewusst wird, dass was wir heute tun, darüber entscheidet, wie die Welt morgen aussieht. Und diese Verantwortung liegt in unser aller Händen.

Und eigentlich wollen wir ja sowieso alle dasselbe: Jeder will zurück zur Natur. Aber halt keiner zu Fuss (Zitat von Werner Mitsch). Und genau dort liegt doch das Hauptproblem…