Ein Hoch auf die Schnüerlischrift

Wir haben gerade 4 Tage im Bündnerland verbracht und ich muss euch zuallererst Laax als Feriendestination empfehlen. Es ist ein Paradies für gross und klein und wir sind uns alle einig: Hierher kommen wir ganz bestimmt wieder. Aber jetzt zum eigentlichen Thema.
Während dieser vier Tage gab es einen dieser «speziellen Tage». Einer von diesen, die man lieber gleich wieder vergessen würde. Unser Pubertier war mal wieder in Hochform und der Kleinste war wohl wegen der vielen Eindrücke dermassen drüber, dass auch er mich immer wieder herausforderte. Die meisten Eltern werden wissen was ich meine; so einen «speziellen Tag» muss ich darum nicht weiter ausführen…
Ich weiss nicht, wie es euch damit jeweils geht. Ich komme an solchen Tagen meist – sobald die Kinder im Bett sind – in eine etwas melancholische Stimmung. Und in dieser frage ich mich dann jeweils, wieso dies und jenes jetzt so aus dem Ruder gelaufen ist, oder was ich hätte besser/anders machen können, dass es friedlicher zu und her gegangen wäre. Ich suche die Fehler eigentlich fast immer bei mir und manchmal frisst mich das schlechte Gewissen auf, obwohl ich vermutlich sehr ähnlich reagiert hatte, wie das tausend andere Eltern auch tun. Also damit will ich sagen: Ich schlage meine Kinder nicht, ich sorge mich um sie und ich liebe sie mehr als mein eigenes Leben. Und trotzdem treffen sie mich immer wieder eiskalt auf diesem verdammten «Elternnerv». Und danach fühle ich mich ein bisschen ähnlich wie ein Dampfkochtopf (oder wie Louis de Funès). Ich habe inzwischen die Theorie entwickelt, dass dieser «Elternnerv» der grosse Bruder vom «Surbeindli» ist - kennt ihr, oder? Dieser eklige Sau-Knochen Mitten im Ellenbogen (ich glaube der heisst richtig Musikantenknochen)!? Aber item – jetzt bin ich etwas abgeschweift.
Zurück zu den abendlichen «Selbstgesprächen»: Ich schwöre mir dann dort jedes Mal, dass ich beim nächsten Mal gelassener oder cooler reagiere, weniger diskutiere und mich vor allem nicht mehr so provozieren lasse. Und es fühlt sich in diesem einen Moment immer so an, als würde mir das dann auch wirklich gelingen. Eh ja, man soll ja noch träumen dürfen…
Ich habe meine Jungs jedenfalls am nächsten Morgen beim Frühstück gefragt, wie sie diesen gestrigen «speziellen Tag» so gefunden hätten. Sie schauten zuerst sich, dann mich fragend an und ausser zwei unschlüssigen Schulternzucker bekam ich nicht viel aus ihnen heraus. Ich erklärte ihnen dann meine Sicht der Dinge und auch, dass es mich jeweils traurig mache, wenn wir den ganzen Tag so eine schwierige Stimmung mit uns schleppen. Und da sagte der Kleinste plötzlich, wie aus der Pistole geschossen, dass ihm von gestern schon noch was geblieben sei. Jetzt war ich sehr gespannt. Vielleicht sogar ein bisschen angespannt…
Wisst ihr was dieser kleine Knirps dann zu mir sagte? Ich gebe es euch wortwörtlich wider: «Mir isch gester ufgfaue, dass wenn du lächlisch, Mama, de gseht dis Muu immer chli us wie nes «M» mit Verbindigshäägli….». Ich war tatsächlich einen Moment lang sprachlos. Wir stellten uns dann zu dritt vor den Spiegel, lächelten uns gegenseitig an und tatsächlich: Ganz klar ein M mit Verbindungshaken! Ein Hoch auf die «Schnüerlischrift», liebe Frau Lehrerin.
Wir fassen also zusammen: Ich mache mir einen Abend lang Gedanken über einen «schlechten Tag» und meinem Sohn bleibt während dem Tupf genau gleichen Tag lediglich mein «Lächeln» in Erinnerung…? Mir sind fast die Tränen gekommen vor Rührung.
So habe ich die beiden Pappenheimer umarmt und ihnen einmal mehr gesagt, wie gerne ich sie habe. Und gleichzeitig habe ich aber vor allem eins gelernt: Wir Eltern (ich allen voran!) machen uns einfach immer wieder viel zu viele Gedanken. Und ich glaube halt: Wir sollten damit aufhören. Achten wir doch einfach vermehrt auf die «M’s mit Verbindungshäägli» und ich glaube, dann wird alles irgendwie gut.